Zweifel, Liebe und Zuversicht

Wenn du im Winter im Wald losläuft, umfängt dich in Sekunden eine Stille wie es sie nur dort gibt. Kein Blätterrauschen, nur das Schweigen der Fichten und Tannen. Die Vögel sind nach Süden gezogen und die paar einzelnen die blieben, schlafen noch. Über Nacht hat es geschneit und du bist der erste der den Weg heute nimmt, zumindest der erste Zweibeiner. Neben den winzigen Abdrücken von Reh und Hase ist der Schnee völlig unberührt. Wie Zucker liegt er auf dem Eis darunter, verdeckt was gestern war.

Du bist mutig, du gehst diesen Weg. Lässt dich nicht beirren von dem was sein könnte. Kleine Bäche aus Schmelzwasser der letzten Tage kreuzen deinen Weg, zwingen dich einen großen Schritt zu machen, um sie zu überwinden. Oder solltest du doch umkehren? NEIN! Weiter geht's. Der Schal ist schon gelockert und die Mütze viel zu warm... der Anstieg wird immer steiler und du immer langsamer. Aber aufgeben? NIEMALS... Weiter geht's... Wie gern hättest du jetzt einen Schluck Wasser, aber du dachtest ein warmer Tee ist bei dem Wetter bestimmt besser...Na gut, jeder liegt mal falsch...

Endlich das erste Etappenziel ist in Sicht, die Hälfte des Weges ist geschafft. Von der versprochenen Sonne ist noch immer nichts zu sehen. Alles ist winterlich verschneit. Da du schon mal hier bist, kannst du auch die Treppen zum  Ausblick hochsteigen, denkst du. Seitlich und erstmal den Schnee von den Stufen räumend, kletterst du nach oben.Dort angekommen lässt sich auch die Sonne kurz blicken. Der Ausblick ist heute wahrlich nicht der beste, jedoch das Wolkenspiel am Himmel mit den verschneiten Bäumen als umrahmende Kulisse grandios. Der Wind pfeift und bläst dich fast davon. Wie froh bist du nun um deinen warmen Tee. Der erste "Gipfel" ist erklommen, könntest du auch umkehren, denkst du. Kein Schwitzen mehr, keine Anstrengung für ein ungewisses Ziel.

NEIN!!! wo kommt der Gedanke her, natürlich gehst du weiter. Keine Ahnung was am Gipfel wartet, Sonne, Schnee, Wind....ist das denn wirklich wichtig?  heisst es nicht immer der Weg ist das Ziel? Was würde dir alles entgehen wenn du jetzt aufgibst. Also weiter geht's. Noch immer sind deine Spuren sie ersten im Schnee der letzten Nacht. Und plötzlich ist der Nebel da. Froh um Schal und Mütze läufst du weiter. Noch ein Anstieg, du siehst schon das Ende der Bäume, noch um diese Kurve... und dann ist sie da die Sonne, sie lässt den Schnee glitzern, taucht alles in ein freundliches Licht. Der blaue Himmel mit den vorüberziehenden Wolkenfetzen lässt dein Herz hüpfen, deine Augen strahlen. Wie schön es doch hier oben ist. All die Anstrengung hat sich gelohnt. 

So wie der Aufstieg, oder wie ein Marathon,  ist doch auch unser Leben. Wir laufen los, strengen uns an, stehen vor der Entscheidung aufzugeben, zweifeln an Entscheidungen die wir treffen und brauchen das, was irgendwo in uns wohnt,  was uns weitergehen lässt, auch wenn wir nicht wissen was uns erwartet.  Allein die Entscheidung nicht aufzugeben macht uns stark. 

Und manchmal brauchen wir diese Winterstille das sich unsere Gedanken ordnen, dass die viel zu lauten, die immer bestimmen wollen endlich mal schweigen und all die leisen Gedanken auch mal zu Wort kommen. Das die Zweifler und Schlecht-Reder in unserem Kopf der Zuversicht und Liebe Platz machen. 

Mit dieser kleinen Geschichte wünsche ich euch ein phantastisches Jahr 2019. Setzt euch Ziele, aber keine Erwartungen. Lasst die Liebe in eure Herzen und in eure Gedanken. Macht der Zuversicht Platz im Kopf und lasst die Zweifler da sein, aber nicht bestimmen.